Energiesparend, geruchlos und vollbiologisch
Enteron heißt die neue Minikläranlage der „tom logisch UG“ für Boote und Yachten. Der Name ist mit Bedacht gewählt. „Enteron ist die griechische Bezeichnung für den Darm“, erklärt Tom Logisch. Sechs Meter lang ist der menschliche Darm – und sechs Meter lang ist auch das Kernstück der Kläranlagen des Kleinmachnower Unternehmers: ein Schlauch mit Tausenden winzigen Löchern und mit Bakterienkulturen im Inneren, die die menschlichen Exkremente „wegfressen“.
1.700 Anfragen gingen innerhalb kürzester Zeit bei den Kleinmachnowern ein
Auf der Branchenmesse „boot Düsseldorf 2016“ hatte Logisch seine Entwicklung zum ersten Mal vorgestellt. 1700 Anfragen gab es. Einige Interessenten bestellten sofort. Die Minikläranlagen arbeiten vollbiologisch – nur mit Bakterien, ohne chemische Zusätze. Sie arbeiten geruchlos und energiesparend. Solarzellen können die nötige Energie erzeugen. Die Anlagen sind zudem klein genug, um beispielsweise im Heck von Yachten „versteckt“ werden zu können. „Solche Anlagen so klein zu bauen, hat vor uns noch keiner geschafft“, sagt Tom Logisch. In vier Formaten bietet er die Minikläranlagen an. Sein Vorteil sei es, dass er die Aufträge sehr schnell umsetzen könne. Etwa anderthalb Wochen würden
vergehen vom Maßnehmen beim Kunden bis zum Einbau der Anlage. Am Computer wird die Anlage in 3D-Ansicht konstruiert. Dann gehen die Daten in die Produktion. Zuerst wird ein maßstabsgenaues Modell aus Schaumstoff gefräst.
„Um zu testen, ob die Anlage in einem Stück in das Boot gebracht und installiert werden kann“, erläutert der Unternehmer. Passt alles, wird die Kläranlage in Berlin produziert und umgehend beim Kunden eingebaut.
Grüne Technik
Die erste Anlage hat der Kleinmachnower bei einem Kunden einer dänischen Segelyachtwerft installiert. Gerade die Nordeuropäer und Schweizer gehören Logisch zufolge zu den Ersten, die grüne Neuentwicklungen nutzen, um etwas für die Umwelt zu tun. Das Problem, sagt Logisch, seien aber nicht die Abwässer von Hochseeyachten auf großer Fahrt. Sein Angebot richtet sich vor allem an Skipper, die in Küstennähe unterwegs sind und an Land keine Pumpanlage
finden, um ihren Fäkalientank zu leeren. Auch Hausbootbesitzer müssten sich überlegen, was mit ihrem Abwasser wird. Logisch – passionierter Segler und seit 20 Jahren mit seinem Unternehmen Anbieter von Yachtzubehör – hatte 2015 angefangen, an der umweltfreundlichen Kläranlage im Miniformat zu tüfteln. Damals hatten Staaten wie Schweden und die Niederlande begonnen, das Einleiten von Fäkalien ins Wasser zu reglementieren.
Tom Logisch hat zusammen mit Studenten der Beuth Hochschule für Technik Berlin seine Ideen in die Tat umgesetzt. In der Kläranlage schickt eine Zerkleinerungspumpe die Fäkalien so oft durch den Darm der Anlage, bis aus dem dreckigen Gemisch klares Wasser geworden ist. In einem nächsten Schritt tötet UV-Licht verbliebene Keime im Wasser ab. Logisch: „Pro 100 Milliliter Wasser bleiben nur 67 Bakterien übrig. Für Badewasser dürften es 500 Bakterien je 100 Milliliter sein.“ 14 Anlagen wurden über einen langen Zeitraum getestet, um Daten zu gewinnen und die Software zu verbessern. Seit Juni dieses Jahres haben die Enteron-Minikläranlagen ihre weltweite Zulassung. Tom Logisch richtet sich auf weitere Aufträge ein. Er will noch in diesem Jahr weitere Mitarbeiter für die Montage einstellen.