Speziallack schützt Edelstahl vor Fingerabdrücken
Als Hersteller von Leisten und Zierblenden für Autos und Haushaltsgeräte hat sich die die Kyritzer Firma Alutrim Europe GmbH weltweit einen Namen gemacht. Dabei arbeitet das Kyritzer Unternehmen gleich auf mehreren Gebieten an innovativen Entwicklungen. Auf acht Feldern werden derzeit Forschungsarbeiten betreut. Eines der aktuellsten Vorhaben: Metallische Oberflächen entwickeln, die wie das Display eines Smartphones durch Berührungen Funktionen auslösen können - sei es, die Heizung hochzustellen oder die Autotür zu verriegeln.
Die Beschichtung muss in der Produktion extremen Verformungen des Materials standhalten
Schon länger beschäftigen sich die Mitarbeiter des Unternehmens mit hauchdünnen Beschichtungen, die lästige Fingerabdrücke auf Edelstahl vermeiden sollen. Gerade Hersteller für Haushaltsgeräte drängten Alutrim immer wieder zur Verwendung solcher sogenannter „Antifingerprintlacke“. Die Firma arbeitet derzeit an einem auf eineinhalb Jahre angelegten Forschungsprojekt, das diese speziellen Beschichtungen an die Produktion in dem Kyritzer Werk anpassen soll. „Edelstahl sieht sehr edel aus, hat aber das Problem, dass sich Fingerabdrücke nur schwer entfernen lassen“, sagt Geschäftsführer Lutz Klinkner. „Im Endeffekt wird immer ein Fettlöser benötigt, um die Oberfläche sauber zu bekommen.“ Eine Ausnahme gibt es: Metalle, die mit einer nur nanometerdicken Schicht des Antifingerprintlacks versehen sind. Es handelt sich um einen besonderen Klarsichtlack auf organischer Basis. Da das Auftragen des Lackes auf fertige Teile zu teuer wäre, arbeitet Alutrim seit Ende 2015 an einer neuen Produktionsabfolge. Die Werkstoffplatten sollen schon vor der Bearbeitung mit dem Speziallack versehen werden. Die Schwierigkeit: Die Beschichtung muss in der Produktion extremen Verformungen des Materials standhalten.
Ziel von Alutrim ist es, die Beschichtung zur möglichst breiten Anwendung zu bringen
„Stellen Sie sich eine flache Frisbeescheibe aus Metall vor, die mit einem Stempel in eine engere Form gepresst wird, um die Form eines Kochtopfs anzunehmen“, sagt Klinkner. „Das Metall zieht sich dabei natürlich enorm in die Länge.“ Dies beschreibe grob die Art, wie Alutrim seine Teile durch Tiefziehen erzeuge und welchen Verformungen ein Lack auf ihnen ohne Brüche aushalten müsse. „Für Aluminium haben wir solche Beschichtungen schon“, sagt Klinkner. „Für Edelstahl noch nicht.“ Ziel von Alutrim sei es, die Beschichtung zur möglichst breiten Anwendung zu bringen. Dafür hat die Firma eigens Testwerkzeuge gebaut, die eine hohe Verformung garantieren. Vor allem geht es jedoch darum, die richtige Zusammensetzung der Beschichtung zu finden, um sie möglichst elastisch zu machen. Noch sei nicht sicher, ob das Verfahren tatsächlich funktioniert. Klinkner räumt der Entwicklung aber eine Chance von gut 70 Prozent ein.
Die Erfolgsstory von Alutrim hat 2012 begonnen. Damals stiegen neue Gesellschafter bei der Firma und Lutz Klinkner als weiterer Geschäftsführer ein. Das Werk in Kyritz schloss sich mit Standorten in Fuqing in China, Dayton in den USA sowie dem neu gegründeten Entwicklungsstandort in Lindau (Bayern) zur „Alutrim Group“ zusammen. Seitdem hat die Alutrim Europe GmbH ihre Belegschaft von einstmals rund 50 Mitarbeitern auf inzwischen knapp 100 verdoppelt. Und die Firma wächst weiter. „In Kyritz suchen wir Mitarbeiter in allen Bereichen“, sagt Klinkner.